Damit bezeichnen wir jene Fähigkeit, die Menschen um das vierte Lebensjahr herum entwickeln, sich selbst von Innen und Außen und andere von Innen betrachten zu können.
Eine ausführliche Beschreibung finden Sie im Internet. (1) Hier werfen wir einen Blick auf mentalisierende Eltern mit pubertierenden Jugendlichen:
Mich selbst von Außen betrachten können: Wie gut kann ich einschätzen, wie ich mit meiner Art allgemein und meinem Verhalten im Besonderen auf andere Menschen wirke. Jeder wird mich aufgrund seiner eigenen spezifischen Wahrnehmung etwas differenziert anders wahrnehmen und doch wird es eine größere gemeinsame Schnittmenge geben, in der sich andere darüber einig sind, wie man mich wahrnimmt und erlebt. Und – wie gut können Siedas einschätzen?
Andere von Innen wahrnehmen können: Wie gut kann ich mich in andere hineinversetzen und abschätzen, wie jemand denkt, fühlt, beurteilt, wahrnimmt, welche Einstellungen, Bedürfnisse und Wünsche jemand hat und dieses dann in meinem Verhalten und meiner Kommunikation berücksichten. Und – wie gut können Sie sich in andere „hineinversetzen“?
Für Eltern ist es mitunter nicht einfach, Schritt zu halten mit den Veränderungen, die sich innerlich wie äußerlich bei Pubertierenden vollziehen. Besonders die inneren Welten der Pubertierenden werfen zu verschiedenen Zeiten Rätsel und Fragen auf.
Da kann es hilfreich sein, wenn man sich etwas mit der Fähigkeit des Mentalisierens beschäftigt. Also nutzen wir Eltern doch die Zeit der Pubertät zu einer Bilanzierung unserer eigenen Wirkung auf andere (sich von Außen betrachten können):
Welches sind meine kritischen Ecken und Kanten?
Will ich die gerne behalten oder möchte ich gerne Alternativen entwickeln?
Wo, wie und wen nerve ich schon mal?
Auf was oder wen springe ich schon mal impulsiv „ungünstig“ an?Äußern sich meine Sprache, Stimme und mein Verhalten stimmig (kongruent)?Was finden andere gut, schön, positiv, nett, konstruktiv an mir?
Welche meiner Verhaltensweisen und Sprache kommt gut an bei anderen?
Was davon sollte ich unbedingt behalten?
Was ließe sich weiter ausbauen und noch mehr kultivieren?
Wo sind in der Beziehung zu anderen Menschen meine Stärken?
Wo bin ich da im positiven Sinn einzigartig?Wen alles kann ich um ein Feedback bitten? Die Kinder, den/die PartnerIn, Freunde, KollegInnen, Verwandte …
Wie fällt meine Bilanz aus und was sollte ich mir vornehmen, um etwas sein zu lassen, auszubauen oder ganz neu zu entwickeln?
Wie es in den Wald ruft, so schallt es heraus – sagt das Sprichwort. Ist ja was dran: So wie ich mit anderen umgehe und ihnen begegne kommt etwas Entsprechendes zurück. (2)
Zeige ich mich konstruktiv, kommt mit Wahrscheinlichkeit konstruktives Verhalten zurück. Was aber bewerte ich in welchem Kontext (Situation mit wem) als „konstruktiv“ und was und wie bewertet das der Mensch mit dem ich gerade zu tun habe? Wir sind ständig damit unbewußt beschäftigt, die eigene Außenwirkung mit der anderen Innensituation abzugleichen. So ist es gut und förderlich für menschliche Beziehungen, damit bewußter umzugehen und daran zu feilen und zu arbeiten.
Wenn wir dann mentalisierend gut drauf sind, d. h. wir haben uns mit dieser menschlichen Fähigkeit grundsätzlich einmal beschäftigt und in der Folge haben wir Bilanz gezogen und wissen nun genauer, wie wir auf andere wirken, dann können wir uns jetzt mit dem Mentalisierungsteil beschäftigen, der sich auf das Innen der anderen, also der Pubertierenden, bezieht.
Die Herausforderung der Eltern ist es mentalisierend zu entdecken, zu erspüren, wie ist mein Sohn, meine Tochter jetzt eigentlich gerade so drauf. Kann ich mit ihr/ihm jetzt reden, weil erstens der linke PFC (3) nicht im Standby-Modus arbeitet, sondern gut aktiviert ist und zweitens der rechte PFC (3) nicht sehr aktiv ist, sondern relativ entspannt oder ist die Hirnsituation momentan anders herum tätig? Manchmal ist das überdeutlich, manchmal hilft aber auch erst ein gut geschultes beobachtendes Auge.
Wenn ich dann aber die rechts-links-Aktivität (3) meine herausgefunden zu haben, bin ich weiter mentalisierend gefordert, herauszufinden, in welch differenzierter Gefühlslage befindet sich denn das sich neu entwickelnde pubertierende Gehirn gerade und wie gut sind die Exekutivfunktionen (3) drauf. Das ist alles nicht so einfach, weder für die Pubertierenden selbst noch für die Außenwelt, wie uns Eltern.
Da heißt es aufmerksam sein in der Wahrnehmung und behutsam sein im Umgang.
Hochpuschen von Emotionen, Verstricken in sprachliche Eskalationen, Diskussionen um … bringen nichts außer meist Kränkungen oder bestenfalls Mißverständnisse. Das können wir uns sparen.
… die besonderen Befindlichkeiten ersprüren, um Spiegeln zu können
…. Verstärken, wenn die Jugendlichen die eigene Befindlichkeit reguliert bekommen, aberr dann müssen wir Vorbild sein ………
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1 siehe die Beschreibung bei http://de.wikipedia.org/wiki/Mentalisierung
2 siehe die Geschichte vom Tempel der 1.000 Spiegel: http://www.youtube.com/watch?v=8QrVaBZ9am4
3 siehe Amygdala und Co